"Alle Jahre wieder" - Die Geschichten unserer Weihnachtslieder

KULTURELLES

Spätestens zu Beginn der Adventszeit, manchmal schon früher, spielen die Radiosender die All-time-Favourites der Pop-Weihnachtsklassiker. Da trällert Mariah „All I want for Christmas is you“ und „Last Christmas“ knackt dann bis zum Heiligen Abend fast die 500er Marke. Im heutigen Blogpost gehen wir aber etwas weiter zurück in der Zeit. Zu genau den Weihnachtsliedern, die auch in all den Jahren wenig ihres Zaubers eingebüßt haben und die jedes Jahr aufs Neue gesungen werden.

 

 

"Alle Jahre wieder"

Beginnen möchte ich mit einem meiner Lieblingslieder, das ich schon als Kind gerne gesungen und deswegen an den Anfang des heutigen Artikels gestellt habe.

Wir befinden uns in Ichtershausen im Norden Thüringens und schreiben das Jahr 1836.

Draußen liegt hoher Schnee und es ist eiskalt. Aufgrund eines Brandes drei Jahre zuvor haben viele Familien alles verloren und merken das in diesem harten Winter besonders.

Superintendent Wilhelm Hey hilft wo er nur kann. Vor allem so kurz vor Weihnachten ist es ihm ein Anliegen christliche Werte, wie Nächstenliebe und Demut weiterzugeben.

Für die Heilige Messe des Weihnachtsabends verfasst er deshalb ein Gedicht. Drei Strophen hat es und die erste beginnt mit den Worten

„Alle Jahre wieder kommt das Christuskind“.

 

In Kontext der Geschichte aus Ichtershausen bekommt auch die zweite Strophe eine ganz neue Bedeutung. Wenn wir vom Christkind singen, das mit seinem Segen in jedes Haus einkehrt. Sie diente zur Ermutigung in einer schweren Zeit.

Die Melodie, zu der wir das Lied heute singen, folgte 1842 und wurde vom Musikpädagogen Friedrich Silcher geschrieben. Obwohl „Alle Jahre wieder“ zwar eines der beliebtesten deutschen Weihnachtslieder ist, ist es in anderen Ländern kaum bekannt.

 

 

O Tannenbaum

Anders ist das bei „Oh Tannenbaum“, das in mehreren Sprachen gesungen werden kann. Die Ursprünge unseres heutigen Weihnachtsliedes reichen sogar bis ins 16. Jahrhundert zurück. Bis heute gab es allerdings einige Variationen.

 

„O Tanne, du bist ein edler Zweig,

Du grünest Winter und die liebe Sommerzeit

Wenn alle Bäume dürre sein

So grünest du, edles Tannenbäumlein.“
(Version um 1550-1580)

 

Seine heutige Form gibt dem Lied ein Leipziger Lehrer namens Ernst Anschütz. Der sucht als Kantor der Leipziger Neukirche ein passendes Chorstück und wird bei einer der vielen Variationen von „O Tannenbaum“ fündig. Er nimmt die Version eines tragischen Liebesliedes her und dichtet eine Ode an den Weihnachtsbaum.

Richtig bekannt wird "O Tannenbaum" aber erst nach dem 2. Weltkrieg. Dann aber richtig. Die Engländer und Amerikaner singen es und auch die französische Version mit Titel „Mon beau sapin“ klingt wunderbar.

 

 

Es ist ein Ros entsprungen

Eines der ältesten Weihnachtslieder bezieht sich auf die Bibelstelle Jes 11,1:

„Doch aus dem Baumstumpf Isais wächst ein Reis hervor, ein junger Trieb aus seinen Wurzeln bringt Frucht.“

Erschaffen hat die katholische Urfassung wohl ein Mönch namens Laurentius im Jahr 1599, der in seinem Klostergarten eine blühende Rose gefunden haben soll – und das mitten im Winter. Er ist von seinem Fund so begeistert, dass er direkt ein Lied mit Namen „Es ist ein Ros´ entsprungen“ darüber verfasst. Einige Jahre später stolpert dann der protestantische Komponist Michael Praetorius über das Lied und schreibt dazu nicht nur einen vierstimmigen Chorsatz, sondern direkt auch einen neuen Text. Als Protestant findet er die katholische Fassung nicht so prickelnd.

Wir singen heute noch immer seine überarbeitete Version.

 

 

O du fröhliche

Auch das nächste Lied gehört zu den beliebtesten deutschen Weihnachtsliedern und wurde neben dem Englischen auch ins Französische und bspw. Schwedische übersetzt. Eine tragische Geschichte liegt ihm zugrunde.

Bei einem Typhusausbruch verliert Johannes Daniel Falk aus Weimar vier seiner sieben Kinder. Kurz darauf verirrt sich ein im Krieg verwaistes Kind in einer kalten Winternacht an seine Haustür. Er nimmt es auf und gründet im selben Zug das „Rettungshaus für verwahrloste Kinder“ in dem er dreißig Kindern ein neues Zuhause gibt. Um ihnen eine Freude zu machen dichtet er 1815 das Lied „O du fröhliche“. Allerdings ist dieses Lied noch nicht unser heutiges Weihnachtslied. In seiner heutigen Form existiert es seit ca. 1826.

 

 

Stille Nacht

Zum Abschluss möchte ich Euch natürlich DEN Klassiker unter den Weihnachtsliedern nicht vorenthalten. Übersetzt wurde es in mehr als 320 Sprachen und Dialekte. Seit 2011 zählt die UNESCO es zum immateriellen Kulturerbe.

Grund für die Entstehung des Liedes war ein Unfall.

 

Ausgangspunkt der Geschichte ist die Kirche St. Nikola in Oberndorf bei Salzburg und Protagonist ein Aushilfspfarrer namens Joseph Mohr. Der hat nämlich ein großes Problem. Ausgerechnet am Heiligen Abend geht die Orgel in der Kirche kaputt. Ein Gottesdienst ohne Musik ist aber ein Graus für ihn. Deshalb wendet er sich kurzerhand mit einem selbstverfassten Gedicht an den Dorfschullehrer und Organist Franz Xaver Gruber. In Windeseile vertont der daraufhin Mohrs Gedicht für Gesang, Chor und Gitarre mit einer wundervollen Wiegenmelodie. Mit den Worten „Stille Nacht, heilige Nacht“ beginnt dieses, Euch vermutlich allen bekannte, Weihnachtslied, das im Jahr 1818 das erste Mal gesungen wurde.

 

 

Ein kurzer Einblick in die Historie unserer beliebtesten deutschen Weihnachtslieder geht zu Ende und ich hoffe, ich konnte euch ein paar Neuigkeiten zum ein oder anderen erzählen. Ich bin immer wieder begeistert, was für Geschichten sich hinter uns vermeintlich bekannten Dingen stecken.

 

In diesem Sinne wünsche ich Euch einen schönen 4. Advent und noch ruhige Tage bis Weihnachten!

 

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